Agri-Photovoltaik (Agri-PV) beschreibt ein Verfahren, bei dem landwirtschaftliche Flächen gleichzeitig zur Erzeugung von Solarstrom und für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. Auf diese Weise können zwei essentielle Bedürfnisse – Energie und Nahrungsmittel – mit derselben Fläche gedeckt werden. Die Technologie ist besonders vielversprechend, da sie nicht nur zur Energiewende beiträgt, sondern auch die landwirtschaftliche Produktion unterstützt und die Flächeneffizienz maximiert.
Fraunhofer ISE hat in einer aktuellen Studie das Flächenpotenzial für Agri-PV in Deutschland ermittelt. In der Potenzialanalyse ergeben sich in Szenario 1 rund 7900 Gigawatt Peak und in Szenario 2 5600 Gigawatt Peak installierbare Photovoltaik-Kapazität. Besonders hohe Potenziale bestehen in den Bundesländern Bayern und Niedersachsen.
Wenn vier Prozent der Fläche Deutschlands für Agri-PV genutzt würden, könnte dies 500 GW oder rund 800 TWh jährlich erzeugen. Allein dies würde das im EEG festgelegte Ausbauziel von 400 Gigawatt für das Jahr 2040 übersteigen.
Die Agri-PV-Technologie ist nicht nur theoretisch vielversprechend, sondern auch bereits in der Praxis erprobt. Ein Beispiel hierfür ist der größte Agri-PV-Park Deutschlands in Tützpatz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Auf einer Fläche von 93 Hektar wurde eine Anlage mit 76 Megawatt Leistung in Betrieb genommen. Der erzeugte Strom wird durch einen langfristigen Vertrag von einer Tochterfirma der Deutschen Telekom abgenommen, was rechnerisch den Jahresbedarf von rund 4.600 Mobilfunkstandorten deckt.
Eine der größten Hürden für den Ausbau von Agri-PV ist die Regulierung: Beispielsweise darf jeder Betrieb nur eine PV-Anlage betreiben.
Zu den bemerkenswerten Vorteilen von Agri-PV gehören:
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Doppelnutzung der Fläche erhöht die Flächeneffizienz um 156%-187%, was zu einer besseren Geld-Ertrags-Relation führt.
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Agri-PV-Anlagen sind günstiger als Dachanlagen und bieten Schatten für Tiere, was die Lebensbedingungen auf den Flächen verbessert.
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Die Pflanzen werden durch die aufgestellten PV-Anlagen geschützt und es kann bis zu 50% weniger Bewässerung und bis zu 70% weniger Pflanzenschutzmittel erforderlich sein.
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Die Ertragssteigerung sorgt für eine bessere Altersvorsorge und Einkommenssicherung für Landwirte.
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Kühlung und Lüftung der PV-Anlagen können die Leistung verbessern, und in heißen, trockenen Jahren kann der Ertrag sogar steigen.
Agri-PV hat das Potenzial, die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig eine nachhaltige Lösung für landwirtschaftliche Flächen zu bieten. Entscheidend wird es jedoch sein, die bestehenden Regularien zu überwinden und den Ausbau weiter zu fördern.