CEO-Frage: „Wie gewinne ich meine Mitarbeiter dafür, KI intensiver zu nutzen?“

Dr. Pero Mićić

Es gibt eine romantische Antwort und eine realistische.

Romantisch: Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden anhand von praktischen Beispielen, was sie mit KI alles tun und erledigen können. Das wird sie motivieren, KI häufiger und produktiver einzusetzen. Das funktioniert bei Menschen mit Zukunftsfreude ausreichend gut. Leider empfinden derzeit die meisten Mitarbeitenden wenig bis keine Zukunftsfreude, sondern sind eher durch eine unbestimmte Zukunftsangst gelähmt.

Die realistische Antwort: Lassen Sie vier Faktoren in folgender Reihenfolge wirken:

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Angst machen

Ja, man soll nicht mit Angst führen. Sie können es gerne auch “aufrütteln” nennen. Entscheidend ist, dass Sie realistisch zeigen, was in der Arbeitswelt und Wirtschaftswelt in nicht gekannter Geschwindigkeit auf uns zukommt. und schon längst begonnen hat. Dass und wie es so umwälzend und disruptiv wird, dass Ignoranz langfristig weit schmerzlicher wird als heute aufgerüttelt zu werden, um Entwicklungsbereitschaft zu stärken.
 
Angst vor dem Neuen, Angst vor Bedeutungsverlust und Kontrollverlust und Angst vor dem Arbeitsverlust haben Ihre Mitarbeiter ohnehin schon. Es ist nützlich, die oft diffusen Ängste auf konkrete Bedrohungen zu kanalisieren. So ähnlich, wie es der CEO von fiverr sehr eindrücklich durch einen Post gemacht hat.
 
Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden an ganz konkreten Beispielen, was passieren wird, wenn sie nicht oder zu wenig mit KI arbeiten. Zeigen Sie, dass bei den Tech-Giganten jetzt schon 30-40% der Software von KI geschrieben wird. Dass es in zwei Jahren 80% sein könnten. Zeigen Sie, dass Klarna 700 Kundenbetreuer entlassen hat, weil KI ihre Arbeit übernimmt, und das meist auch freundlicher und ohne Montagslaune.
 
Machen Sie jedem Einzelnen klar, dass es praktisch keine Aufgabe in Ihrem Unternehmen gibt, die nicht heute schon oder bald mit KI effizienter, kreativer, produktiver, schneller, besser und sicherer gemacht werden kann. Keine!
 
Wer als Mitarbeitender KI immer noch beiseite lässt und es damit begründet, dass KI ja Fehler macht und halluziniert, hat die enormen Fortschritte der letzten zwei Jahre verpasst. Und der versteht nicht, dass KI bis auf Weiteres primär “nur” ein enorm produktiver Zuarbeiter ist. “Sollen die mich doch erstmal offiziell schulen”. So klingt die verbalisierte Haltung, die in der Arbeitswelt schon lange inakzeptabel ist.
 
Jeder Mensch will in seinem Job gut sein. Daraus beziehen Menschen ihren Selbstwert und ihre Identität. Leider sind nicht alle bereit, sich dafür auch anzustrengen. Experte ist und bleibt man nur, wenn man die besten Werkzeuge auf dem Stand der Kunst nutzt, um für Kollegen und Kunden gute Leistungen zu erbringen. Tut man das nicht, fällt man gegenüber Kollegen und Bewerbern von außerhalb zurück. Das Selbstwertgefühl schrumpft schmerzlich, was emotional schwer erträglich ist. Das ist nur durch schnelle persönliche Weiterentwicklung zu erreichen.
 
Lassen Sie keinen Zweifel daran, dass Ihr Unternehmen im gnadenlosen Wettbewerb keine Chance hat, die Größe seiner Teams zu halten, wenn nicht jeder einzelne Mitarbeitende die KI-Potenziale nutzt. Angst machen ist nicht angenehm. Aber wirkungsvoll einer von vier nötigen Faktoren.

Lust erzeugen

Zu den wertvollsten Emotionen gehört es, seinen Selbstwert mit Stolz steigen zu sehen. Zeigen Sie mit konkreten Beispielen, wie andere Menschen vergleichbare Aufgaben in der Praxis präziser, schneller, billiger und sicherer erledigen. Dass sie nicht nur wesentlich kreativer erscheinen, sondern tatsächlich auch kreativere Lösungen in kürzerer Zeit erarbeiten. Lassen Sie sie erleben, wie diese Vorbilder für ihre Kollegen oder für Kunden eine emotional wertvollere Wirkungen erzeugen und damit an Achtung und Anerkennung gewinnen.
 
Menschen hassen Veränderung. Und sie hassen Innovation. Jedenfalls dann, wenn die Idee dazu von anderen kommt. Wenn es aber ihre eigene Idee ist, dann lieben sie ihre Innovation. Und können gar nicht nachvollziehen, warum die anderen nicht mitmachen wollen.
 
Entwickeln Sie deshalb zusammen mit Ihren Mitarbeitern ein faszinierendes und auch realisierbares Zukunftsbild von der nächsten Ära Ihres Unternehmens, wie es sehr erfolgreich die Chancen aus KI und Robotik genutzt haben wird. Auch Ihre Geschäftseinheiten, Abteilungen und Teams brauchen ein selbstähnliches Teil-Zukunftsbild ihrer jeweiligen nächsten Ära. Und ja, auch der einzelne Mitarbeitende braucht ein Bild davon, wie er oder sie in drei oder fünf Jahren arbeiten will. Nur mit einem anziehenden und glaubwürdigen Zukunftsbild wird Zukunftsangst durch Zukunftsfreude gelindert und vielleicht gänzlich geheilt.
 
In dieser komplexen und schnellen Welt ist jedes Stück Leichtigkeit sehr willkommen. Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden erleben, dass und wie sie gerade die langweiligen und anstrengenden Teile ihrer Arbeit an KI delegieren oder zumindest deutlich leichter erledigen können. Schneller fertig sein, bessere Ergebnisse liefern, mehr Wirkung erzeugen, weniger Mühe und mehr Freude empfinden. Das sind motivierende und wirksame Aussichten.
 
Erzeugen Sie in den Köpfen Ihres Teams das Bild, dass heute für wenige Euro hinter jedem Mitarbeitenden ein Stab von hunderten oder gar tausenden Experten und Zuarbeitern zur Verfügung steht. Das konnten sich bisher nur Spitzen-Managerinnen und Spitzen-Politiker leisten.
 
Unabdingbare Voraussetzung ist jedoch, dass Sie selbst und jeder in Ihrem Führungsteam nachweislich selbst hochproduktiver KI-Nutzer sind. Sind Sie das nicht, sind Sie nicht glaubwürdig. Ihr Team merkt das und wird in der Folge weit unter seinen Möglichkeiten bleiben. Die vier Faktoren gelten übrigens auch für Sie selbst und Ihr Führungsteam.

Zwang einsetzen

Ob für bessere Gesundheit oder größeren beruflichen Erfolg, was man tun “müsste”, ist so gut wie immer bekannt. Man will sogar das Richtig tun. Man setzt sich Ziele, man nimmt sich zielführende Aktivitäten vor. Doch in Wirklichkeit gelingt es viel zu selten.
 
Willenskraft ist bekanntlich wie ein Muskel, der, wenn nicht trainiert, zu schwach ist, um Verhaltensänderungen dauerhaft umzusetzen. Willenskraft funktioniert nicht langfristig, weil die Anstrengung zu groß und der Willenskraft-Muskel zu schwach wird. Aber sie funktioniert als Faktor zur Ingangsetzung. Danach muss sich das neue Verhalten emotional lohnen, um beibehalten zu werden.
 
Willenskraft lässt sich erweitern durch eine Portion wohlwollenden Zwangs. Beauftragen Sie jeden Mitarbeitenden verbindlich, innerhalb von vier Wochen einen eigenen KI-Bot oder KI-Agenten zu konfigurieren, der für Kollegen oder Kunden einen greifbaren Nutzen erzeugt. Am besten für eine Aufgabe, die der Mitarbeitende nicht besonders gerne ausführt, wie etwa häufige Fragen zu Abrechnungsstandards beantworten oder Feedback zu einem Konzept geben.
 
Die eigene KI des Mitarbeiters bringt mehrere Vorteile. Es zwingt dazu, sich mit der Funktionalität von KI vertrauter zu machen und zu lernen. Man erlebt die Leistungsfähigkeit von KI am eigenen Fall. Es verspricht, dem Mitarbeitenden Mühe zu ersparen. Und es erzeugt “Ownership” und Stolz. Der Mitarbeitende identifiziert sich idealerweise mit der Qualität seines Bots. Es ist zwar nicht unbedingt seine eigene freiwillig umgesetzte Idee, doch die Chancen stehen gut, dass man den kleinen Zwang später als willkommenen Anstoß empfindet und die Umsetzung eben doch mit eigenen Ideen des Mitarbeitenden getrieben wird. Die Erstellung einer “eigenen KI” schafft ein motivierendes Erfolgserlebnis. Es steigert den Selbstwert und die Selbstwirksamkeit.
 
Viele weitere Elemente eines liebevollen Zwangs sind einsetzbar. Sie können die erwartete Effizienz erhöhen, indem Sie schrittweise die Zeitbudgets für Aufgaben so verkürzen, dass sie ohne KI nicht einzuhalten sind. Sie können die Produktivität erhöhen, indem Sie bei gleichen Zeitbudgets bessere Ergebnisse in Qualität und Quantität erwarten.
 
So wird ein anfänglicher Zwang als Erweiterung der Willenskraft zur Initialzündung für die persönliche Entwicklung eines Jeden, die sich mit zunehmenden Erfolgen emotional selbst belohnt.

Unterstützung geben

Wie bei der Umsetzung von Strategien, gibt es auch hier vier aufeinanderfolgende Phasen von Problemen. Probleme im Verstehen, im Wollen, im Können und im Tun. Angst klärt, Lust motiviert, Zwang aktiviert. Der vierte Faktor muss nun Probleme im Tun lösen. Ihre Mitarbeitenden brauchen nun Unterstützung im praktischen Tun.

Selbstverständlich sollte sein, dass jeder im Team einen professionellen Tarif bei OpenAI, Microsoft, Google oder Anthropic erhält. Die Qualität der KI-Leistung lässt sich sichern, wenn man zwei Systeme nutzt, die sich gegenseitig kontrollieren und ergänzen.

Reservieren Sie in Team-Meeting Zeit, damit Mitarbeiter ihren Kollegen von ihren Erfolgen und Noch-Nicht-Erfolgen mit KI berichten können. Lassen Sie die Berichte in generellen Prinzipien und Erfolgsregeln festhalten.

Lassen Sie erleben, dass die KI-Systeme selbst meist die besten Ratgeber für ihre Anwendung sind. Regen Sie die Bildung von Tandems oder Tridems aus KI-Buddies an. Gewähren Sie ausdrücklich Zeit, in der sich Ihre Mitarbeitenden zu zweit oder in kleinen Gruppen gegenseitig bei ihrer KI-Anwendung beraten können. Diese Zeitinvestition zahlt sich mehrfach aus.

Bestimmen Sie, woran Sie den Erfolg bei der Nutzung von KI messen oder zumindest erkennen wollen und veröffentlichen Sie diese Indikatoren regelmäßig im gesamten Team.

Im Werden bleiben

Es gibt keine ideale KI-Strategie, weil niemand alle kommenden Entwicklungen im Detail kennen kann. Die hier beschriebene Strategie ist “dominant”. Das bedeutet, das sie in jedem Fall richtig ist, ganz gleich, wie sich KI in Zukunft und in Ihrer Branche entwickelt.

Verstehen Sie die vier Faktoren Angst, Lust, Zwang und Unterstützung am besten als Spirale. Mit jedem Durchlauf bringen Sie Ihre Mitarbeitenden auf ein höheres Niveau. Idealerweise können Sie nach wenigen Iterationen auf den Faktor Angst verzichten.

Erlauben Sie die Wiederholung: Sie selbst müssen zum meisterhaften Nutzer von KI und damit zum glaubwürdigen Vorbild werden.

 

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