Die Zukunft ist immer schon da: S-Kurven in der Frühphase

Dr. Pero Mićić

Hier sind Sie richtig, wenn Sie Ihr Geschäft und sich selbst beruflich zukunftssicher machen wollen. Zu meiner Arbeit gehört es, Vorträge zu halten. Auf Fachtagungen, Kundenveranstaltungen und Mitarbeiter-Events. Wenn ich über neue Märkte und neue Jobs spreche, sagt nach der Keynote immer mal wieder jemand: “Sagen Sie, was Sie da alles an Zukunftsmärkten präsentiert haben, Einiges davon ist ja gar nicht Zukunft, das gibt’s doch schon.” Da steckt ein Denkfehler dahinter.  Sicher haben Sie schon von der S-Kurve gehört …

Das iPhone hatte nicht den ersten Touchscreen. Tesla baute nicht die ersten Elektroautos. Und nicht die ersten Roboter. Es waren nicht Amazon, Google oder Facebook, die die erste künstliche Intelligenz genutzt haben. Amazon war nicht der erste Online-Händler. Google nicht die erste Suchmaschine. Facebook nicht das erste soziale Netzwerk. Salesforce war nicht die erste Software-as-a-Service. AirBnB haben nicht das Plattform-Geschäft erfunden. “Es werden Zeiten kommen, in denen sich unsere Nachkommen wundern werden, dass wir so Offenbares nicht gewusst haben.” Seneca rief das vor 2000 Jahren aus. Der amerikanische  Science-Fiction-Autor William Gibson drückte das so aus: “Die Zukunft ist schon da, nur noch nicht gleichmäßig verteilt.” 

Was bedeutet das für Sie? In diesem Moment, jetzt, gibt es irgendwo Ideen und Innovationen, die Ihr Geschäft und Ihren Job revolutionieren werden. 

Erinnern Sie sich noch daran, falls Sie nicht mehr ganz so jung sind, als Sie 1990 in Bahnhöfen und Flughäfen unterwegs waren? Wie viel Prozent der Reisenden haben ihr Gepäck getragen und wie viele hatten Rollen unter ihren Koffern? Die übliche Antwort ist, dass so gut wie alle Reisenden ihr Gepäck getragen haben. Und dass es zehn, fünfzehn Jahre später genau umgekehrt war. Kaum jemand trägt noch ein Gepäckstück, das mehr als fünf Kilogramm wiegt. Wann wurde das Rad erfunden? Oder die Schubkarre? Selbst so eine einfache und naheliegende Innovation wie Koffer mit Rollen brauchen ab ihrem Erfindungszeitpunkt bis zur Anwendung in der Breite viele Jahrzehnte. Die erste Erwähnung von Koffern mit Rollen findet sich 1850 im “Handbuch für Fußreisende”, in Form von anschraubbaren Rädern. 1970 meldete Bernard Sadow, Manager einer Kofferfabrik in den USA, den Entwurf eines Rollkoffers namens Rolling Luggage zum Patent an. Delsey reklamiert für sich, 1972 den ersten Koffer mit eingebauten Rollen auf den Markt gebracht zu haben1. Der Pilot Robert Plath schaffte mit seinem Pilotenkoffer mit Rollen dann erst 1991 endgültig den Durchbruch. 

Neomanie

Die meisten Menschen glauben, dass die Zukunft immer nur aus dem gemacht wird, was ganz neu erfunden wird. Sie wollen immer das Neue sehen, von den ganz neuen Trends und neuen Visionen hören. Neomanie nennt man das, die Sucht nach dem Neuen. Das ist doch nicht Zukunft, das gibt’s doch schon, rufen sie. Aber nein. Unsere Arbeit ist nicht Unterhaltung durch spektakuläre Science Fiction. Es geht um reale Unternehmen, Berufe und Zukunftsstrategien. Zu glauben, dass nur das ganz Neue wirklich Zukunft ist, ist einfach naiv. 

Genau jetzt, zu diesem Zeitpunkt, gibt es weitaus mehr Neues und Faszinierendes in dieser Welt als jeder einzelne von uns weiß. Ein schier unerschöpfliches Universum an Ideen und Innovationen liegt da draußen, nur eben außerhalb unserer Wahrnehmungsgrenzen. Wenn Sie etwas als neu wahrnehmen, hat es sehr häufig tatsächlich schon sehr lange existiert und ist erst jetzt vom Außerhalb ins Innerhalb Ihrer Wahrnehmungsgrenzen gekommen. Gehen Sie davon aus, dass in jedem Jahr nur wenige Prozent wirklich Neues in die Welt kommen, aber sehr viel mehr einfach nur bekannter wird und wir es dann als neu wahrnehmen. 

Die S-Kurve

Sie haben sicher schon von der S-Kurve gehört. Ideen und Innovationen gibt es oft schon Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte, bevor sie endlich von Menschen angenommen werden und sich in der realen Welt verbreiten. Es gibt tausende Beispiele dafür. 

Die Zukunft ist meistens schon da 

  • 400 v Chr.: Erster “Roboter” in Gestalt der fliegenden Taube von Archytas durch Archytas von Tarent.
  • 60 n Chr.: Heron von Alexandria beschreibt den ersten Münz-Verkaufsautomaten. Für Weihwasser.
  • 1837: Entwicklung der Brennstoffzelle durch Christian Friedrich Schönbein. In mehreren Wellen werden sie angewendet, der große Durchbruch steht noch bevor.
  • 1839: Entdeckung des fotoelektrischen Effekts als Grundlage der Photovoltaik (Solarzellen) durch Alexandre Edmond Becquerel
  • 1860er: Erste Ernährungskonzepte nach dem „Low-Carb”-Prinzip, die erst seit rund zwanzig Jahren so bekannt und beliebt sind.
  • 1839 ca.: Der Schotte Robert Anderson baut das erste Elektroauto.
  • 1899: Das erste Elektroauto namens “La Jamais Contente” fährt 100 Stundenkilometer schnell. Erst seit 2012 stößt Tesla den weltweiten Wandel zum Elektroantrieb an.
  • 1896: Armstrong baut den erste Hybrid-Antrieb, 1900 baut Ferdinand Porsche in Wien einen. Erst ab 1997 wird er mit dem Toyota Prius zum Erfolg.
  • 1918: Erste Funktelefone bei der Deutschen Reichsbahn in Berlin. Über 70 Jahre später begann daraus ein großer Markt zu werden.
  • 1920er: Erste vegetarische Restaurants und Fitness-Clubs. Beide Geschäftsfelder erblühten erst Jahrzehnte später.
  • 1925: Der erste Prototyp eines selbstfahrenden, genauer ferngesteuerten Autos wird vorgestellt.
  • 1925: Idee der Jugendbank als „Childrens Window” durch die Missionssparbank in Los Angeles
  • 1936: Betrieb des ersten Bildtelefons zwischen Berlin und Leipzig. Erst mit Skype und später mit Zoom und Teams wurde Videofonie alltäglich.
  • 1938: Stellt Westinghouse den ersten Roboter der Neuzeit vor. Erst jetzt bringen Boston Dynamics und bald Tesla und andere reale humanoide Roboter.
  • 1956: Die erste Konferenz über Künstliche Intelligenz findet statt. Auf der Agenda stehen unter anderem “Neuronale Netze”. Erst kürzlich begann sie für jeden relevant zu werden.
  • 1970er: Erste Weblogs werden publiziert (Internet-Tagebücher). Dreißig Jahre später wurde es ein Hobby und Geschäft.
  • 1970er: Erste Touchscreens am CERN und bei Telefunken. Erst das iPhone brachte 30 Jahre später die große Welle an Touchscreens.
  • 1981: Erstes Navigationssystem in einem Pkw von Honda. Es dauerte zwanzig Jahre bis die allmähliche Verbreitung begann.
  • 1989: Grid systems bringt mit dem GRIDPad den ersten Tablet Computer auf den Markt, 21 Jahre nachdem die Idee im Film 2001 Odyssee im Weltraum gezeigt wurde. Danach brachten HP, Nokia, IBM, Sony, Microsoft alle Tablet Computer. Und trotzdem wurde es erst durch das iPad ab 2010 ein Erfolg. Es kommt eben nicht darauf an, das ganz Neue ganz früh zu erfinden, sondern es richtig und rechtzeitig zu machen.
  • 1982: Einführung des Internet-Standards TCP/IP und der Bezeichnung Internet

Noch länger kann es dauern, wenn erst nur die Idee, nicht aber schon ein Prototyp existiert. Die ersten Ideen für eine Innovation gibt es zum Teil Jahrhunderte vor einem ersten Prototypen.

  • 1894: Idee des Walkman durch Octave Uzanne in The End of Books2
  • 1266: (Roger Bacon) „Wagen sind herstellbar, die von keinem Tier gezogen werden. Und dennoch werden sie sich mit unvorstellbarer Wucht vorwärtsbewegen. Auch Flugvorrichtungen sind konstruierbar. Und zwar so, dass ein Mensch darin sitzt, der eine Maschine rotieren lässt (…). Und es werden Einrichtungen geschaffen werden, um im Meer oder in Flüssen bis auf den Grund hinab und ohne Lebensgefahr umherzustreifen.”
  • 800: “Wenn Eisenvögel durch die Luft fliegen, wird der Buddhismus Richtung Westen wandern und in die fernsten Länder kommen.” (ein buddhistischer Mönch)

So könnte ich ewig weitermachen. Wenig von dem, was jedes Jahr als neu gilt, ist wirklich neu. Ihre Zukunft ist also schon da. Wenn Sie nach Ideen und Chancen für Ihr Unternehmen und für Ihren Beruf suchen, sollten Sie deshalb viel mehr darauf schauen, was es schon gibt, was Sie aber bisher noch nicht wahrgenommen haben. Die meisten Menschen haben keine Vorstellung davon, was es heute schon alles gibt und zum Teil schon sehr lange gibt.
Was für Ihr Geschäft und Ihren Beruf in den nächsten Jahren praktisch relevant wird, wird zu geschätzt 95% von Ideen und Dingen geprägt sein, die es heute schon gibt, die Sie nur nicht kennen oder deren Potenzial Sie noch nicht erkannt haben. Zukunft ist überwiegend nicht Invention, also Erfindung, sondern Diffusion, also Verbreitung von Ideen.

Die Zukunft ist meistens schon da – nur eben oftmals erst am Anfang der S-Kurve

Also: Verfallen Sie nicht der Neomanie. Die Zukunft ist meistens schon da. Welche Ideen, Innovationen und Prototypen haben andere schon entwickelt, die Sie aufgreifen, weiterdenken, konkretisieren und praktisch nutzbar machen können? Die Sie in Ihrem speziellen Geschäft und Beruf nutzen können, um für Ihre Kunden bessere, angenehmere und preiswertere Lösungen für deren Probleme und Wünsche zu schaffen. Und um sich von Ihren Wettbewerbern zu unterscheiden. Das ist doch der Grund dafür, dass die Profis systematisch die Start-up-Welt scannen und dabei Chancen entdecken, auf die sie selbst einfach nicht gekommen sind.

Nein, ich sage nicht, dass Sie andere kopieren sollen. Ich finde das wenig ehrenhaft und auch wenig motivierend. Ich sage, dass Sie sich ganz einfach und praktisch inspirieren lassen sollen, um es weiterzudenken, zu Ende zu denken und dann so das Neue in Ihrem Unternehmen und Ihrem Beruf zu schaffen. Natürlich können Sie auch versuchen, etwas noch nie Dagewesenes zu erfinden. Das müssen Sie aber nicht. Es ist meistens auch zu teuer und es dauert zu lange. Es ist nicht der beste Weg. Deshalb sage ich: Ihre Zukunft ist schon da, Sie haben sie nur noch nicht erkannt. Erweitern Sie Ihre Wahrnehmungsgrenzen. Schauen Sie in andere Märkte, andere Disziplinen, andere Fachbereiche. Der Raum Ihrer Zukunftschancen und die Zahl Ihrer Zukunftschancen ist unendlich.

Übrigens, wenn Sie mit System und Methode neue Zukunftschancen für Ihr Unternehmen finden wollen, können wir uns gerne darüber unterhalten, wie wir das zusammen tun können. Es erschließt enorme Potenziale, ist ziemlich leicht, macht Spaß und ist für kleine Unternehmen machbar und finanzierbar. Es kann Ihr Unternehmen in eine ganz neue erfolgreiche Ära führen. Das ist seit 30 Jahren meine und unsere Mission.

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Ich wünsche Ihnen eine glänzende Zukunft!

Have a bright future!

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Quellen

  1. https://www.spiegel.de/geschichte/erfindung-des-rollkoffers-a-947400.html
  2. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_End_of_Books_-_page_228a.jpg